Mein Hosentaschenorganizer (EDC)

Irgendwann habe ich mir mal angewöhnt täglich ein Taschenmesser in der Hosentasche mitzunehmen. Dann kam eine kleine Taschenlampe dazu. Und später, obwohl ich nicht rauche, hat sich ein kleines Feuerzeug als nützlich erwiesen. Das alles lag dann da so neben meinem Haustürschlüssel und bildete einen relativ soliden Klumpen Metall.

Metallklumpen
Ein nützlicher Klumpen Metall.

Eines Tages war ich das lange rühren in meiner Hosentasche nach dem richtigen Gegenstand leid (hat ja auch nur ein paar Jahre gedauert). Es musste also Organisation her. Version 1 war nur als Prototyp gedacht – Versuchsträger, wie ich es gerne nenne – aber wie das mit Provisorien so ist: sie halten länger als man denkt.

Version 1
Version 1 nach fünf Jahren.

Die Form ist dem durchschnittlichen Hosentaschensack einer Jeans nachempfunden. Drei Schlaufen halten Taschenmesser, Taschenlampe und Feuerzeug an ihrem Platz. Nach etwa 5 Jahren im täglichen Einsatz zeigen sich einige Gebrauchsspuren.

Aus der Vergangenheit lernen

Die zeigen einem aber auch, was daran verbessert werden kann. Der Organizer V1 ist zu flexibel und rollt sich von unten her auf. Das Gewebe ist zu dicht und im Sommer kann es mitunter schwitzig werden am Oberschenkel. Und zu guter Letzt waren die verwendeten Gummibänder ihrer Aufgabe nicht gewachsen und haben sich durchgescheuert.

Einzelteile
Die zugeschnittenen Einzelteile.

Version 2 nimmt sich dieser Erkenntnisse an. Die Form und Gestaltung bleibt gleich, drei Schlaufen für die Gegenstände des (meinen) täglichen Bedarfes. Internetdeutsch nennt man das auch Every Day Carry (EDC). Um das Gummiband davor zu schützen sich wieder an Kanten auf zu reiben, habe ich sie mit einem „Schlauch“ aus Cordura ummantelt.

Nach dem Ausmessen und Anzeichnen der Gegenstände habe ich das Textilgummiband mit Mantel am einen Rand des Deckstoffes fest genäht.

Deckstoff mit Schlaufen
Der Deckstoff mit den fest genähten Schlaufen.

Um die notwendige Spannung zu erzeugen, habe ich den Mantel und ungespanntes Gummiband um den ersten Gegenstand gelegt und dann das Gummiband darin weiter gezogen. Durch die Spannung des Gummibandes werden die Gegenstände im Hosentaschenorganizer fixiert. So haben die Schlaufen im bestückten Zustand den richtigen Umfang. Im leeren Zustand bilden sich dann leichte Falten, aber das ist in Ordnung so.

Es muss mit allen Gegenständen einzeln weiter verfahren werden. Man näht die Schlaufen also der Reihe nach am Deckstoff fest und nicht auf einmal mit den passenden Abständen. Dabei muss man auch noch etwas Platz zwischen den Gegenständen bedenken und absteppen.

Test bestueckt.
Zum Testen bestückt.

Bedenkt man den Abstand nicht, hat man später Probleme damit, zum Beispiel die Taschenlampe zwischen Taschenmesser und Feuerzeug greifen zu können.

Weniger Flexibilität

Für den Körper habe ich mich für Abstandsgewirk entschieden. Bei Version 1 des Hosentaschenorganizers kam eine dünnere Art Isomatte wie bei meiner Kameratasche zum Einsatz. Darunter haben sich Wärme und Feuchtigkeit gestaut (danke, Captain Obvious). Durch das Abstandsgewirk kann die Luft besser zirkulieren und dadurch Wärme besser dissipieren. Erste Tests haben gezeigt, dass sich der Hosentaschenorganizer allerdings auch mit dem steiferen Abstandsgewirk von der Spitze her aufrollen würde.

Abstandsgewirk und Skelett
Rücken aus Abstandsgewirk und Skelett.

Zur weiteren Versteifung habe ich ein Skelett aus dünnem Kunststoff geschnitten. Die Ausschnitte oben dienen dazu, die Luftzirkulation zu ermöglichen. Im unteren Bereich habe ich darauf verzichtet, da sonst darunter wieder die Stabilität gelitten hätte. Im nächsten Schritt habe ich dann Skelett am Abstandsgewirk fixiert.

Skelett auf Abstandsgewirk
Skelett auf Abstandsgewirk. Kurze Nähte reichen aus, um die beiden Teile miteinander zu verbinden.

Dafür genügen ein paar kurze Nähte, da später alles nochmal komplett eingefasst wird. Anschließend wird der Deckstoff mit den vorbereiteten Schlaufen an Skelett und Abstandsgewirk festgenäht. Das alles ist schon ein ziemlich dickes Paket und passt kaum mehr unter den Nähfuß.

Organizer von hinten.
Das fertige Paket von hinten.

Zum Glück hat meine alte Nähmaschine genug Wumms um sich durch die diversen Lagen zu arbeiten. An den dicksten Stellen schafft es der Elektromotor aber auch nicht und man muss mit dem Handrad nachhelfen. Dabei sollte man eine starke Nadel benutzen, damit diese nicht unter der Belastung abbricht. Gerade das Skelett aus 1 mm starkem Kunststoff muss von der Nadel durchstochen werden können. Ich habe dafür eine Universal-Nadel der Stärke 90/14 verwendet.

Exkurs Nadelstärken

Diesen Exkurs halte ich relativ kurz, da ich mich auch nicht sehr gut damit auskenne und bei Bedarf eine Internetsuche anstrebe. Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, findet ihr mit den Suchbegriffen „Nadelstärke Nähmaschine“ bei der Suchmaschine eures Vertrauens einige wirkliche gute Seiten, die gut in dieses Thema einführen.

Grundlegend werden Nähmaschinennadeln mit zwei Angaben versehen: Ihrer Stärke und der Art ihrer Spitze. Die Stärke gibt den „Durchmesser“ der Nadel an. Dieser reicht von grob 60 bis 130. Einen geometrischen Zusammenhang dieser Zahl mit einem realen Längenmaß habe ich noch nirgends definiert gefunden (was hab ich aber auch Ansprüche…). Je dicker die Nadel, desto stabiler ist sie und kann für stabileres Nähgut verwendet werden. Oder wenn man viele Lagen vernähen möchte.

Nadelspitzen

Die Art ihrer Spitze wird über das Nähgut, für das sie verwendet werden soll, angegeben. Es gibt Universal, Jersey (für Maschenwirkware und Strickstoffe), Microtex (für feine Kunstfasergewebe), Stretch (für elastische Stoffe) und beispielsweise Leder (mit einer Schneidspitze, die gewebte Stoffe zerschneiden würde). Die Spitzen sind speziell für den verwendeten Stoff designed und verhindern so, dass empfindliche Stoffe beim Nähen verletzt werden.

Die meiste Zeit verwende ich Universalnadeln mit 70er oder 80er Stärke. Wird es mal etwas dicker, wechsle ich auf 90er oder 100er Nadeln.

Um zu verhindern, dass die Gegenstände im Hosentaschenorganizer durch die Schlaufen nach unten rutschen, nähe ich noch eine Tasche davor.

Tasche festgesteckt.
Die Tasche muss gründlich festgesteckt werden, um sie in der Rundung später annähen zu können.

Das herausfordernde an dieser Tasche ist, dass der Hosentaschenorganizer im Gebrauch um den Oberschenkel gebogen ist. Ich muss also die Stoffmenge über den Gegenständen im gebogenen Zustand antizipieren. Durch die Rundung am unteren Rand des Organizers ergibt sich zusätzlich das Problem, dass die Tasche nach unten hin verjüngt. Dadurch legt sich der Stoff in Falten. Das alles muss vor dem Nähen sorgfältig festgesteckt werden.

Tasche festgenäht.
Nach dem Nähen sind die Falten fast verschwunden.

Nach dem Feststecken wird die Tasche (mit ausreichend Überstand) fest genäht. Anschließend wird der überstehende Stoff passend zum restlichen Hosenstaschenorganizer zugeschnitten.

Tasche zugeschnitten
Der Überstand der Tasche wird passend zur Form des Organizers zugeschnitten.

Alle Teile bilden jetzt eine gemeinsame Form. Der Hosentaschenorganizer wäre jetzt schon einsetzbar.

Der Abschluss

Die geschnittenen Kanten des Abstandsgewirkes sind so aber noch etwas „kratzig“. Deswegen wird abschließend ringsherum noch ein Einfassband angenäht. Es umfasst alle Schichten und bildet einen weichen Abschluss. Zusätzlich verhindert das Band ein ausfransen des Stoffes. Da es ein schmales gewebtes Band ist (und in der Breite nicht zugeschnitten) kann es selbst nicht ausfransen. Um das Einfassband in einem Rutsch fest zu nähen muss es sowohl auf der Vorder- als auch der Rückseite festgesteckt werden.

Einfassband feststecken
Das Einfassband muss ringsherum sorgfältig festgesteckt werden.

Dabei habe ich das es zunächst auf der Vorderseite angesteckt und dann auf der Rückseite quasi über die Kante gespannt. Wichtig dabei ist auch, dass es ringsherum sorgfältig festgesteckt wird, gerade damit die Ecken sauber ausgearbeitet werden können.

Organizer mit Einfassband
Der Hosentaschenorganizer mit Einfassband versehen.

Der überstand wird vor dem Festnähen einmal nach innen umgeschlagen und mit sich selbst vernäht. Das verhindert, dass dessen Schnittkante ausfransen kann. Festgenäht bildet das Einfassband dann einen sauberen Abschluss um alles.

Noch einmal Hand anlegen

Jetzt wäre eigentlich alles schon fertig. Die Tasche drückt sich allerdings noch auf, wenn die Gegenstände in die Schlaufen geschoben werden. So rutschen die Gegenstände zu weit in den Hosentaschenorganizer.

Nadelhalter
Mit dem Nadelhalter wird die in Nadel in der Schlaufe geführt.

In der Mitte jeder Schlaufe wird die Tasche damit vernäht. So wird verhindert, dass sich die Tasche aufstellt. Um die Naht in der engen Schlaufe handhaben zu können habe ich einen Nadelhalter für chirurgisches Nahtmaterial verwendet. Damit lässt sich die Nadel gut von innen durch das Material stechen. Den Umgang mit Nadelhalter und chirurgischem Nahtmaterial habe ich in der Uni in einem Labor-Sicherheitskurs mal gelernt und finde das auch mit Stoff an engen oder schwierigen Stellen durchaus nützlich.

Fertiger Organizer
Der fertige, bestückte Hosentaschenorganizer.

Zu guter Letzt wird die Tasche im Bereich unter der Taschenlampe noch mit dem dem Deckstoff vernäht. So bleibt sie auf der passenden Höhe um sie greifen und aus der Schlaufe ziehen zu können. Bei Taschenmesser und Feuerzeug ist das nicht nötig, da diese weiter am Rand sind und so von der umfassenden Naht gehalten werden.

Vergleich von alt und neu.
Alt gegen Neu.

Im direkten Vergleich sieht man gut die Gebrauchspuren an der alten Version des Hosentaschenorganizers und die Verbesserungen an der neuen um diesen vorzubeugen.
Das Gummiband wurde mit dem abriebfesten Cordura umhüllt um es zu schützen. Damit sich der Organizer nicht aufrollen kann wurde ein versteifendes Skelett eingenäht. Und die Polsterung wurde durch Abstandsgewirk ausgetauscht, um ein Schwitzen zu verhindern.

Fazit

Wie gut sich die Verbesserungsmaßnahmen auswirken wird die Zeit zeigen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich sagen, dass sich das neue Design gut in der Hosentasche tragen lässt. Es trägt weniger auf, als wenn alle Gegenstände einzeln in der Tasche lägen. Die ummantelten Gummibandschlaufen halten alle Gegenstände gut fest. Und gerade die Aussteifung macht ihren Job gut. Sie verhindert ein Aufrollen in der vertikalen Achse, ermöglicht aber, dass sich der Hosentaschenorganizer um den Oberschenkel legen kann. Auch das Abstandsgewirk war eine gute Wahl. Man schwitzt wesentlich weniger unter dem Hosentaschenorganizer.

Ob man daraus jetzt eine Produktidee machen kann, bezweifle ich mal. Aber jeder der jeden Tag mit vielen kleinen Gegenständen in der Hosentasche unterwegs ist, findet vielleicht hier eine Inspiration um dem Abhilfe zu schaffen.

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